Neumayer-Jubiläum: 3 Fragen an...

... die Stationsleiterin Anja Weber

Anja Weber ist die aktuelle Stationsleiterin der Neumayer-Station III. Als solche kümmert sie sich zum Beispiel um die Sicherheit der Station und um die Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem ist sie als Stationsärztin für die medizinische Betreuung auf der Station verantwortlich.

1. Über ein Jahr in der Antarktis, umgeben nur von Schnee und Eis: Seit einigen Wochen sind Sie als Stationsleiterin auf der Neumayer-Station III. Wie fühlt es sich an, in dieser Abgeschiedenheit zu leben?

Abgeschieden fühle ich mich hier gar nicht, denn in der doch relativ großen Station, die alles bietet, was man braucht, leben und arbeiten aktuell noch 42 Menschen, so dass es durchaus emsig zugeht. Ich denke, dass sich das Empfinden aber in der eigentlichen Überwinterung, wenn wir nur noch zu zwölft sein werden, verändern wird. Wenn ich Abgeschiedenheit suche, gehe ich spazieren und höre dann nur das Knirschen des Schnees unter meinen Füßen, oder ich fahre zur Atka-Bucht. Dort hat man dann wirklich das Gefühl, in einer unendlichen Weite allein zu sein.

2. Im Vergleich zu den zwei Vorgänger-Stationen ist die Neumayer-Station III riesig. Was ist Ihr Lieblingsort auf der Station?

Noch bin ich ja gar nicht so lange hier, und ich vermute, dass ich meinen Lieblingsplatz erst in den Wintermonaten finden werde. Schön ist es auf der sogenannten Galerie, die den Kernbereich der Station auf Deck 1 umgibt. Dort kann man sitzen und aus den Fenstern schauen, die Pinguine, die sich neugierig der Station nähern, beobachten oder einfach in Ruhe lesen.

3. Ein Blick in die Zukunft: Was würden Sie sich für die nächsten 15 Jahre für die Station wünschen?

Ich wünsche Neumayer III, dass es immer Menschen geben wird, die die Station nicht nur als ihren vorübergehenden Arbeitsplatz betrachten, sondern das Besondere an diesem Ort zu schätzen wissen und sich entsprechend bemühen werden, die alternde Dame pfleglich zu behandeln.

... den ehemaligen Überwinterer Holger Schmithüsen

Holger Schmithüsen war als Meteorologe Teil des zweiten Überwinterungsteams der Neumayer-Station III. Heute betreut er die Meteorologischen Observatorien der Station sowie des Forschungsschiffes Polarstern.

1. Es gibt ja bereits zwei Vorgänger der Neumayer-Station III und natürlich noch einige weitere Forschungsstationen in der Antarktis. Was ist für Sie das Besondere an der Neumayer-Station III?

Gegenüber den beiden Vorgängerstationen Georg-von-Neumayer und Neumayer-Station auf dem Ekström-Schelfeis bietet Neumayer III eine ganz andere Lebensqualität. Es gibt Tageslicht, und neben ausgezeichneten Arbeitsbedingungen für uns Wissenschaftler:innen auch viele schöne Aufenthaltsbereiche. Gegenüber anderen Stationen in der Antarktis, die etwa auf festem Untergrund errichtet wurden, macht für mich die Kompaktheit den besonderen Charme von Neumayer III aus. Sämtliche Infrastruktur ist vereint in einem Gebäude, und so auch bei allen Wetterbedingungen immer gut erreichbar; keine Selbstverständlichkeit in der Antarktis.

2. 2010 haben Sie in der Neumayer-Station III in Schnee und Eis überwintert. Wie würden Sie Ihre Zeit an der Station in einem Wort beschreiben?

Hervorragend.

3. Was würden Sie zukünftigen ÜWIs mit auf den Weg geben?

Die wichtigsten persönlichen Eigenschaften für ein positives Überwinterungserlebnis aller ist meiner Meinung nach innere Ausgeglichenheit, Toleranz und mentale Ausdauer.